ALL UNSERE FRAGEN
Es sind die Fragen des Lebens, die ich mir täglich stelle. Es sind die Fragen des Lebens, die wir uns täglich stellen. Diesen Fragen widme ich mich hier.
Denn mit 20 blickte ich gespannt und mit vielen Fragezeichen im Kopf voraus. Und mit 30 blicke ich nun dankbar zurück. Für die nächsten 10 Jahre haben sich schon wieder neue Fragezeichen ergeben und ich hoffe, dass es mir dann mit 40 so geht wie mit 30, wenn es um die Dankbarkeit für das vorhergegangene Jahrzehnt geht. Weil ich auf diesem Weg nicht allein und mir sicher bin, dass auch du dir die Fragen des Leben stellst, möchte ich dich auf dem Weg der Fragen mitnehmen. Nicht immer sind die Fragen offensichtlich, manchmal entdeckst du sie zwischen den Zeilen, kannst dir ausmalen, was ich mich gefragt habe und dazugehörige Antworten finden. Und vielleicht nehme ich ein paar unbeantwortete Fragen auch einfach mit ins nächste Jahrzehnt – oder das danach.
Ich bewege mich dabei zwischen Deutschland und der Schweiz, zwischen Klein- und Grossstadt. Als freischaffende Fotografin und Texterin bin ich in der Unternehmenskommunikation zu Hause und kombiniere auch auf diesem Blog am liebsten Bilder zu meinen Geschichten.
Zu den Geschichten:
Weniger ist mehr
Mit meinem schweren Rucksack auf dem Rücken und dem Duft von Ziegenkäse im Gepäck kam ich Ende Juni nach meinen zehn Tagen auf der Alp nach Hause. Es waren viele Eindrücke, die ich sammeln durfte. Viele Eindrücke, auf die ich in den darauffolgenden Wochen zurückblickte. Mal in Gesprächen, in denen ich davon berichtete, wie ich zum ersten Mal Ziegen molk oder davon erzählte wie ich an den steilen Hängen der Schafweiden immer wieder über mich hinaus wachsen musste. Während der Ziegenkäse irgendwann aufgegessen und der Duft verflogen war, blieb aber eine Erkenntnis. Denn in diesen Wochen nach der Alp wurde mir noch mehr klar. Etwas, von dem ich dachte, ich wüsste es schon lange: Weniger ist mehr.
Im Alphüsli
Ein Blitz erleuchtet den Raum. Direkt darauf folgt ein knallender Donner, der das Geschirr auf der Ablage zum Vibrieren bringt. Während vor dem Fenster der Regen vom Himmel rauscht, steht vor mir mein Kaffee mit Ziegenmilch und ich lese vom Wasserbedarf der Schafe, die diesem Unwetter gerade auf der Weide am gegenüberliegenden Hang trotzen. Hier in der Küche des kleinen Alphäuschens ist das Licht immer dumpf. Wenn die Lampe aus ist und nur das Tageslicht durch die kleinen Fenster dringt, auch abends, wenn nur die kleine Röhre an der Decke Licht spendet, und auch jetzt, während ich gefühlt mitten im Donner hocke. Hier in der Küche starten wir zum Brot mit “Konfi” und Ziegenkäse in den Tag, hier machen wir eben diesen Käse selbst, hier spielen am Wochenende die Kinder und hier reden wir über die Themen auf der Alp.
15:00 Uhr – Kaffee & Kuchen
“Das vermisse ich in der Schweiz”, wir sitzen beim Frühstück und ich tausche mich bei Brötchen und Kaffee mit der Braut über den gestrigen Tag aus. Nach dem offiziellen Ja-Wort in der bayerischen Kirche wurde hier nämlich mit Kaffee und Kuchen gefeiert und ihr geht es genauso. Neben der Hochzeitstorte, mit Donauwelle und Marzipan, bedienten wir uns deshalb an Variationen aus Schokolade, Zitrone oder Apfel, mit Streuseln und ohne, mit Sahne oder schlichtem Biskuit. Zum Kuchen gehörte auch hier eine grosse Tasse Kaffee. Und auch wenn es Freitag ist, für mich kam in diesem Moment das besondere “Sonntag 15:00 Uhr”-Feeling auf.
Auf Wiedersehen
Es ist kurz vor 7:00 Uhr an einem Mittwochmorgen. Ich bin auf dem Weg zu meiner ersten Sitzung des Tages. Normalerweise lege ich meine Termine auf frühstens 9:00 Uhr, so bleibt noch etwas Zeit zum Wachwerden und genug Zeit, mich vorzubereiten. Diese Sitzung ist aber ausnahmsweise früher und so laufe ich mit noch müden Augen durch die Kleinstadt, als ein mir bekanntes Gesicht auf dem Fahrrad vorbeifährt und ich noch rechtzeitig mit einem fröhlichen „Hoi“ grüssen kann.
Für wen bist du eigentlich?
Wir stehen im Hotellift als sich unsere Wege in der ersten Etage trennen. Ich bin mit meinen Eltern für ein Familienwochenende in Bayern, unser Tag war lang und so soll es ein gemütlicher Abend werden. Wir wohnen auf verschiedenen Etagen, aber haben das gleiche Ziel: Den Fernseher. Denn der Eurovision Song Contest hat gerade begonnen. Und unter den diesjährigen Favoriten ist die Schweiz. Natürlich drücke ich die Daumen. Aber nicht nur, weil in diesem Wettbewerb für Deutschland zu sein, in meinem Leben erst selten erfolgreich war.
Der Ernst des Lebens
Gelb-weiss gestreift, dunkelgrün oder hell lasiert: Ich liebe Tassen. Ich weiss nicht warum, aber wenn ich mir morgens meinen Kaffee mache, während jede noch so kleine Handlung fast automatisch abläuft, passiert eines ganz bewusst: Die Tassenwahl. Wie fühle ich mich heute? Wie starte ich in den Tag? Die Tassenwahl spiegelt dabei nicht nur meine Stimmung kurz nach dem Aufstehen, sie gibt mir auch die Möglichkeit, in einer Welt, in der aktuell nichts sicher scheint, in der die Themen oft gross und viel zu schwer sind, mich …
In guter Gesellschaft
„Gehst du noch in den Ausgang?“, mit meinem Kamerarucksack auf dem Rücken bin ich gerade dabei mich bei dem Event, den ich gerade festgehalten habe, zu verabschieden, als mir die Frage an diesem Freitagabend gegen 22.00 Uhr gestellt wird. Es ist eine Frage, die mir früher eher rhetorisch gestellt wurde, denn die Antwort war klar. Denn die Antwort war: „Klar!“
Heute ist das anders. Heute gehe ich …
Vom Winde verweht
Der Wind pustet mir um die Ohren und der Regen kommt von links. Hätte ich nicht so Hunger und wir nicht schon 15.000 Schritte hinter uns, ich würde diesen Sturm geniessen können. Über den Boden, also unter dem Steg, auf dem wir gerade zum Strandcafé spazieren, fegt der Sand und paniert uns, dank des Regens von links. Ich fühle mich wie ein Schnitzel, das …
Die Steinböcke von Pontresina
Ich bin Stadtkind. Geboren wurde ich in einer Stadt, die bei meinem Wegzug, 1.8 Millionen Einwohner:innen zählte. Und Stadtkinder sind stolz darauf, welche zu sein. Also war ich es auch. Dabei wusste ich gar nicht, wie es war keines zu sein. Ich wusste nur, dass ich mir nichts anderes vorstellen konnte. Bis mich das Leben dazu brachte, in eine Schweizer Kleinstadt zu ziehen, das Leben dort kennen und über die Jahre sogar lieben zu lernen. Und so finde ich mich sieben Jahre später auch mal auf einem Berg in Pontresina, fotografiere Steinböcke bei eisigen Temperaturen und kann mir ein Leben in der Grossstadt nicht mehr vorstellen. Denn ich weiss ja jetzt, wie es ist, nicht dort zu leben.
Schön wars. Meine letzte Kolumne und ein Neustart.
Vier Jahre war ich Kolumnistin im Stadtanzeiger Olten, bevor das Wochenblatt nach 90 Jahren eingestellt wurde. Es waren Erlebnisse, Erinnerungen und Erkenntnisse - oft auch alles miteinander - die hier Platz fanden. Ich wollte zum Nach- und Weiterdenken anregen und die Lesenden, trotz immer wieder auch schwerer Themen, mit einem guten Gefühl aus dem Text und zurück in den Alltag ziehen lassen.
Mit dem Ende des Stadtanzeigers kam auch die Frage auf, ob ich irgendwie irgendwo weiter schreibe. Darauf habe ich hier nun die Antwort: Ja, ich möchte weiterschreiben. Das Schreiben, Nachdenken, Reflektieren und Teilen fehlte mir direkt nach der Abgabe meiner letzten Kolumne.
MEHR ÜBER MICH
Vielleicht möchtest du noch ein bisschen mehr von mir erfahren, dann lade ich dich ein, dich durch ein paar mehr Details über mich zu klicken.
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Mein Name ist Finja. 2017, im Alter von 22 Jahren, bin ich aus Hamburg in die Schweiz gezogen. Nachdem ich in Niedergösgen, einem richtig kleinen Ort, angekommen bin, habe ich in Olten, einem etwas grösseren Ort, ein neues zu Hause gefunden. Hier mache ich mittlerweile das, was mir die grösste Freude bereitet: Ich fotografiere und schreibe. Privat und beruflich. Denn am liebsten erzähle ich Geschichten. Dafür höre und schaue ich hin und kombiniere dann beides, also Fotos und Texte, miteinander, um Informationen, Erlebnisse und Gedanken zu transportieren und zum Nach- und Weiterdenken anzuregen. Ab und zu unterhaltsam, immer ehrlich und nahbar - damit du dich beim Lesen fühlst als wärst du mittendrin im Geschehen.
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Abgesehen davon liebe ich es zu lesen, aber mache es viel zu selten. Lieder höre ich am liebsten in Dauerschleife. Bis ich sie nicht mehr hören kann. Dann höre ich das nächste Lied in Dauerschleife.
Wenn ich an einem Tag machen könnte, was ich möchte, verbrächte ich meine Zeit am liebsten draussen, beim Yoga oder in der Buchhandlung. Mein Stapel ungelesener Bücher muss ja schliesslich weiter wachsen. Danach würde ich mir die Kamera schnappen und fotografieren gehen, vermutlich allein. Und am Abend würde ich essen gehen, asiatisch am liebsten. Im Anschluss ginge es auf die Couch und im Fernseher würde ein alter Tatort aus der ARD-Mediathek laufen. Vielleicht würde ich dabei stricken, vielleicht auch essen, auf dem Handy rumdrücken oder einfach einschlafen.
Bei all dem denke ich immer viel nach. Ich habe das Gefühl, mein Hirn steht, sobald ich wach bin, nie still. Nicht immer fällt mir das leicht, aber am Ende bin ich meistens froh um die Erkenntnisse. Und die teile ich gern.