Schön wars. Meine letzte Kolumne und ein Neustart.
Vier Jahre war ich Kolumnistin im Stadtanzeiger Olten, bevor das Wochenblatt nach 90 Jahren eingestellt wurde und damit nichtmal so alt wie meine Urgrosseltern werden durfte. Der Stadtanzeiger Olten war eine klassische Wochenzeitung. Ein Printmedium, und das offizielle Publikationsorgan der Stadt Olten, das einmal pro Woche, bis Ende Februar 2024, gratis in die Haushalte Oltens und der Region verschickt wurde. Auf der Frontseite, in der rechten Spalte, durfte ich, jeweils abwechselnd mit drei weiteren Kolumnist:innen, einmal pro Monat meine Gedanken mit der Region teilen. Es waren Erlebnisse, Erinnerungen und Erkenntnisse - oft auch alles miteinander - die hier Platz fanden. Ich wollte zum Nach- und Weiterdenken anregen und die Lesenden, trotz immer wieder auch schwerer Themen, mit einem guten Gefühl aus dem Text und zurück in den Alltag ziehen lassen.
Die Zeit beim Stadtanzeiger war für mich sehr wertvoll. Monatlich gelangte das, was mich bewegt erst auf den Bildschirm und dann auf Zeitungspapier. Damit machte ich mir jeden Monat einmal ganz bewusst Gedanken über das, was mich bewegt und was ich davon mit der Welt - oder zumindest der Region - teilen möchte. Dabei hat mir oft auch erst das Schreiben selbst zu neuen Erkenntnissen und Blickwinkeln verholfen. Wenn ich Textteile geschrieben und wieder verworfen habe. Wenn ich noch einmal eine Nacht drüber geschlafen habe oder mit meinem Umfeld diskutiert habe, um die richtigen Worte zu finden.
Mit dem Ende des Stadtanzeigers kam auch die Frage auf, ob ich irgendwie irgendwo weiter schreibe. Darauf habe ich hier nun die Antwort: Ja, ich möchte weiterschreiben. Das Schreiben, Nachdenken, Reflektieren und Teilen fehlte mir direkt nach der Abgabe meiner letzten Kolumne. Das immer wieder positive Feedback hat mich motiviert, diese Plattform zu kreieren und mit dem Ende des Alten, selbst eine neue Tür zu öffnen und zu schauen, wohin der Weg dahinter führt. Hier auf diesem Blog möchte ich weiterhin meine Gedanken, Erlebnisse und Erkenntnisse teilen - auch über Oltens Tellerrand hinaus. Und ich lade dich ein, wann immer du möchtest, vorbeizuschauen und einen Blick in meine Gedankenwelt zu werfen. Hier widme ich mich all den Fragen, die ich mir so stelle, während der Alltag an uns vorbeisaust.
DIGITAL STATT ANALOG
Dabei möchte ich die Gunst dieses Mediums nutzen, die ich vorher nicht hatte.
Mit dem Stadtanzeiger war ich inhaltlich nicht immer, aber meistens, an den Ort, in dem ich wohne und zum grössten Teil arbeite, gebunden: Olten. Eine Kleinstadt in der Nordwestschweiz, die mich, nach meinem Umzug in die Schweiz, willkommen geheissen hat und mit der Zeit zu meinem zu Hause geworden ist. Und ja, ich fühle mich hier immer noch absolut wohl und bleibe.
Das werde ich tatsächlich oft gefragt, wenn ein Abschnitt in den letzten sieben Jahren, die ich nun hier bin, geendet ist: “Bleibst du oder gehst du zurück nach Hamburg?”. Ich weiss ehrlich gesagt nicht, was passieren müsste, damit ich zurück gehe, aber bis jetzt habe ich mir selbst diese Frage nur nach der Trennung von meinem Ex-Freund, der mich hierher führte, gestellt. Und so sage ich niemals nie, aber sicher vorerst: Ja, ich bleibe. Aber ich bin mehr als diese Kleinstadt und mein Leben darin. Ich bin mittlerweile angekommen, bin Olten und Hamburg, bin aber auch ein Kreativkopf, arbeite selbständig als Fotografin, Texterin und Marketing Managerin. Ich fotografiere und schreibe sehr gern und noch lieber kombiniere ich beides miteinander.
Was mich sonst noch beschäftigt erfährst du in den kommenden Texten. Aber erstmal möchte ich mit meinem letzten Text für den Stadtanzeiger das vorhergegangene Kapitel abschliessen und Danke sagen. Danke für vier tolle Jahre, die mich hierher geführt haben. Vier Jahre, in denen ich durch das Schreiben meinen Weg selbst verstehen lernen konnte:
SCHÖN WARS
Meine letzte Kolumne im Stadtanzeiger Olten, erschienen im Februar 2024
“Etwas durcheinander, weil diese Mail über das Aus des Stadtanzeigers so unerwartet kam, schliesse ich das Fenster meines digitalen Posteingangs. Ich greife zum Handy, klicke mich zu WhatsApp und drücke neben dem Kontakt «Mama» auf die Videokamera. Ich werde nächsten Monat 30 und bleibe doch Kind, denke ich dabei kurz. Wenige Sekunden später erscheint meine Mama auf dem Bildschirm.
Ihre Antwort auf meine Nachricht, dass meine nächste Kolumne die letzte für den Stadtanzeiger gewesen sein wird, klingt wie viele, die ich in den nächsten Wochen hören werde: «Wo sich eine Tür schliesst, öffnet sich eine neue» oder «Dafür ergibt sich aber auch Platz für Neues». Und obwohl mir das irgendwie klar ist, möchte ich die Nachricht vor allem erstmal eines finden: Scheisse. Für mich, für die Redaktion, für Olten und die Region. Ein kleines Déja-vu nach dem «Kolt»-Ende im Sommer 2022. Mir hat diese Spalte im Stadtanzeiger immer viel bedeutet. Sieben Jahre lebe ich nun in der Schweiz, vier Jahre durfte ich dich auf dieser Reise mitnehmen. Dies sowie das wertschätzende Feedback dazu und der daraus entstandene Austausch – all das war immer wieder schön.
Die Kolumne bin dabei nie nur ich gewesen. Sie war auch meine Mama, die alle Texte gegenlas, dabei Fan und grösste Kritikerin zugleich war. Die Kolumne war auch mein Freund, der sich gut in euch reinversetzen konnte und entscheidende Tipps gab, damit ihr versteht, was ich sagen will. Und sie war stets ein Spiegel des Umfelds, das mich umgab und so mit mir diese Geschichten schrieb.
Und so lege ich nun das letzte Kapitel dieser Reise in meine kleine Box, in der ich alle meine Stadtanzeiger-Ausgaben gesammelt habe. Eine Box, in der nun die Erinnerungen an meine Gedanken in meinen Zwanzigern und an die letzten vier Jahre des Stadtanzeigers schlummern.”